15/07/2025
Es ist so ein Segen manchmal zu wissen wie es weitergeht am nächsten Morgen. Das schafft echt ein bisschen Ruhe. Der Highway of Tears ist landschaftlich eher unspektakulär. Eine ausgebaute Landstraße mit den so üblichen sich abwechselnden zweispurig ausgebauten Stellen. Aber die Schilder mit Aufschriften wie "Girls don't hitchhike this highway!" Bringen mich zum denken. Zum Glück stehe ich jetzt nicht da draußen. Im Laufe der letzten 25 Jahre sind hier immer wieder Menschen verschwunden oder umgebracht worden. Die letzten Fälle sind keine 2 Jahre her. Details oder jegliche Indizien zu einem potentiellen Täter gibt es kaum bis gar nicht. Auf die trügerische Sicherheit, dass es sich bei den verschwundenen Anhaltern mehrheitlich um indigene Frauen handelt möchte ich mich nicht verlassen. Ein trauriges Zeugnis einer ganz anderen Realität und Sorgen mit denen man sich beschäftigen muss, wenn man als Frau so eine Reise macht.
Die Misere hier beschäftigt das ganze Land und auch die Polizei trägt ihre Mitschuld. Mangelnder Aufklärungswille und streckenweise Diskriminierung ziehen sich durch die Ermittlungsakten.
Wir schweifen ab und reden noch über einen anderen berühmten Mordfall. Die berüchtigten 2019 Northern British Columbia Murders. 2 Jungen aus Nanaimo auf Vancouver Island beenden das Leben zweier Touristen in der Nähe der Liard River Hot Springs gewaltsam. Die darauffolgende Verfolgungsjagd geht durch gefühlt ganz Kanada, die Nordwest-Territorien bis nach Manitoba. Schließlich begehen die sich fast noch im Teenageralter befindenden Jungs Suizid nachdem sich auf einem Videotape ihre Tat zugeben. Ein Motiv nennen sie nicht. Es bleiben eine Menge offener Fragen und eine traumatisierte Familie der Täter und Opfer.
Und irgendwann kommt die Kreuzung zum Cassiar Highway. Eine bildschöne Strecke durch die Wildnis an der Grenze zum südlichen Alaska. Und Wildnis ist hier wörtlich zu nehmen, Tankstellen befinden sich nur im Abstand von ca. 200km und bis auf seit Mitte der 90er Asphaltierten Straßenbelag ist hier NICHTS.
Wir sehen zahlreiche Bären und ich muss meinen eigentlichen Wildniscampingplatz sogar wechseln, da auf diesem ein Grizzlybär einen Schwarzbären mit 3 Jungen jagt. Und alles wortwörtlich auf dem Stellplatz neben den Wohnwagen. Und niemanden interessiert es. Jetzt verstehe ich warum hier zelten verboten ist. Ein Glück das alles gut gelaufen ist. Ich will mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn ich das nicht gesehen hätte.
Schlussendlich Ende ich an der Grenze zu Alaska auf einem Wanderparkplatz abseits der Hauptroute in Richtung Yukon. Dort treffe ich eine super nette Motorradfahrerin und wir tauschen uns über gegenseitig erlebte Abenteuer aus. Couchsurfing hat ihr Leben laut eigener Aussage verändert. Der Vibe passt. Mein Zelt schlage ich neben ein paar Bikepackern auf. Leute die man hier draußen trifft.
Der heutige Song ist The Instar Emergence von madmarv.
Gute Nacht!
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