23/07/2025

 So! heute morgen ist es auch mal endlich etwas geworden. Nach einer Stunde abhängen an "Der Tankstelle" nehmen mich ein paar Franzosen mit. Ja, ihr habt richtig gehört, Franzosen. Und endlich verstehe ich sogar mal ein bisschen dieser schönen Sprache. Das "Franglais" der Leute aus Quebec habe ich inzwischen aufgegeben. Und sobald wir Whitehorse hinter uns lassen kommt auch eigentlich nicht mehr. Alle 150-200km mal eine Tanke und etwas Mobilfunkempfang. Aber sonst wie immer nur Wald. Ich schlafe auf der Rückbank ein, versuche irgendwie mit meinem begrenzten Wortschatz etwas zu verstehen, kuschele mit Hund (er verhält sich eher wie eine Katze), alles im Wechsel. Wir fahren Vorbei an Stromschnellen, passieren kilometerlange Schotterabschnitte (Die Straße kann natürlich nur im Sommer repariert werden, deswegen fährt es sich wie auf der A7:)... und Irgendwann kommt sie, die berühmte Stadt der Goldgräber, Dawson City.     Eingeengt zwischen dem riesigen Yukon River stehen in einer schachbrettförmig angeordneten Bauweise ein paar Häuser, maximal 100, die alle wirken wie aus dem letzten Jahrhundert. Der Klondike Highway verwandelt sich kurz vor Eingang der Stadt, der Begriff Dorf wäre wohl passender, in eine Erdstraße und anstatt gscheiter Gehwege gibt es hier nur Holzbohlen. Die Saloons haben sogar noch die ikonischen Drehtüren. Jeder Western Enthusiast wird jetzt wissen was ich meine. Hier kennt jeder jeden. 

    

    Der Staub der Straße klebt an meinen Schuhen während ich zu kleinen Fähre am Pier laufe. Sie fährt sogar tags und Nachts. Unüblich an einem Ort wo doch sonst alle normalen Läden um 20 Uhr schließen. Meine ganze Hoffnung liegt jetzt auf dem kleinen Wildnishostel auf der anderen Flusseite. Den Bildern nach zu urteilen ein echter kleiner Hippieort. Bis auf den kleinen Campingplatz kommt am "Top of the World Hwy" gar nichts mehr. 200km Schotterpiste bis zum Grenzübergang nach Alaska mitten im Nirgendwo der Nordamerkanischen Taiga. Leider ist der Ort auf den ich all meine Übernachtungshoffnung für die Nacht gesetzte habe eine herbe Enttäuschung. Schnell finde ich mich zwischen Spinnenweben und 30 Jahre alten modernden. Holzschildern wieder. Das Bad mit Warmwasser-Boiler für das kalte Flusswasser ist komplett verrostet und es riecht aus einer Mischung aus Schimmel und Autobahnklo. Hier hat schon lange niemand mehr geputzt. Kein Eigentümer in Sicht. Mit einem gekenterten Japaner vom Fluss überlege ich kurz in einer der heruntergekommenden Barracken zu übernachten, der Blick auf die benutzten Binden unter der Pritsche bewegt mich aber schnell dazu meine Meinung zu ändern. Später sagt man mir das der ehemalige Abenteurer aus Deutschland, der dieses Hostel leitet ziemlich komisch ist, inzwischen auch seinen Führerschein verloren hat und dieser Ort schon lange nicht mehr ist, was er mal war. Ernüchtert und ungeduscht lege ich mich an diesem Abend ins Zelt auf dem Campingplatz. Natürlich ohne zu zahlen. 


Der heutige Song ist Golden Embers von Watchhouse. 


Gute Nacht. 



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